Strukturveränderungen: Retten Produktstammdaten die Möbelbranche?

Strukturveränderungen können auf großen Märkten nicht von heute auf morgen entstehen. Die Signale sind nach und nach zu erkennen, andere Märkte durchlaufen ähnliche Wandlungen und die klassische Kosten- und Entwicklungsstrukturen müssen sich anpassen: das Internet ist angekommen. Möbelhersteller konkurrieren nicht mehr regional, überregional und landesweit, sondern direkt weltweit mit Löhnen, Gesetzen, Angeboten und intensiven Marketing.

Wer heute im Möbelhandel lediglich eine Visitenkarte besitzt, eine Webseite und ein Geschäft, wird langfristig nicht überleben können. Möbelhändler können den Zeitgeist nicht ignorieren und tun sie dies doch, so werden sie in der Flut der World Wide Werbung einfach übersehen. Die zunehmende virtuelle Entscheidungshilfe, der offene Vergleich und die jederzeit greifbaren inferioren Güter, Online Bauanleitungen bei YouTube oder in Foren beschriebene Berichte ermutigen den Kunden, das zu tun, was für den Kunden wirtschaftlich erscheint: zu sparen.

Das Institut für Handelsforschung (IFH) sieht den Möbelmarkt in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs. Die letzten Jahre ist der Gesamtumsatz mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen in Deutschland auf knapp 33 Milliarden gestiegen, ganze 9% konnten gewerblich und 91% im privaten Verbrauch erzielt werden. Die Umsatzsteigerung von über 4% ähnelt dem durchschnittlichen Umsatz des gesamten Einzelhandels. In der Schweiz und in Österreich sind die Umsätze mit je 11,5 Milliarden angegeben.

Prognostizierte Umsatzentwicklung in der Möbelindustrie in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2022 (in Milliarden Euro)

Quelle: statista.de

Zu beachten ist bei diesen Zahlen folgendes: Von dem Gesamtumsatz sind fast 10% über den Online- und Versandhandel erzielt worden, Tendenz rapide steigend. Käufer suchen gezielt nach Details: fragen  nach dem Möbeldesigner, informieren sich über Materialien wie und wo das Produkt hergestellt wurde. Käufer beschäftigten sich erneut mehr mit der Philosophie der ausgestellten Kollektion, der innovativen Kraft dahinter. Jeder, der ein Online-Shop System für unter zweihundert Euro erwirbt, setzt so viele Attribute und Kaufbegriffe zusammen wie nur möglich und verkauft nebenbei Möbel und Dekorationsartikel zu Dumpingpreisen im Internet.

Das Internet erweckt den Anschein, dass alles kostenfrei sei. Das Internet selbst ist kostenfrei, Nutzer bezahlen meistens nur die monatliche Grundgebühr an den Anbieter. Im Internet gibt es alles: Filme, Musik, Bücher, Liebe und Angebote. Die Inhalte werden gesucht, verglichen und zur Entscheidungshilfe herbeigezogen. Der Homo Oeconomicus, der zeitkonsistente Erwartungsnutzenmaximierer aus BWL Lehrbüchern, schaut in seinem Rechner oder Mobiltelefon nach und trifft Kaufentscheidungen zwischen Zähneputzen und Netflix.

Die Millennials haben schon diese Strukturen komplett übernommen, da ohne Mobiltelefon heute kein Restaurant reserviert, kein Urlaub gebucht oder keine Jeanshose mehr gekauft wird. Was der vermeintliche Alleswisser Google oder zum Teil auch Bing angibt, wird kurz überlegt, verglichen und mobil gekauft. Einige gehen noch in die Möbelhäuser, suchen ein Möbelstück aus, setzen sich drauf und bestellen doch bei otto.de, XXXLutz oder IKEA. Ganz mutige klicken bei bei allibaba.com das Möbelangebot an, dem grössten asiatischen Online Handelsmarktplatz, DHL wird es schon liefern.Dieses Verhalten wird schleichend von allen Altersgruppen angenommen und Suchmaschinen erklimmen zum Bestimmer des Angebots. Es ist mittlerweile unerheblich, ob der Anbieter amazon.de oder zalando.de heisst, die Suchmaschinen zeigen einfach den niedrigsten Preis in der ersten Suchergebnisreihe und die Lampe wird mit einem Klick gekauft. Warensuchende Unternehmen wählen dieses Kaufmodell ebenso, da hier die Menschen arbeiten, die auch privat Güter und Dienstleistungen rund um die Uhr erwerben. Kult, Moden, Trends und Megatrends werden über Pinterest, Instagram, Facebook sowie Twitter erkundet und gespeichert oder ignoriert.

Der Megatrend, also der langandauernde Interessenfokus der Individualisierung, ist seit 20 Jahren vorhanden. Allerdings könnten Megatrends auch bald nur Trends heißen, da das Internet ein Merkmal aufweist, das kein Marktplatz der Geschichte bisher hatte: es ist der schnellste Marktplatz der Welt. Heute Polsterbetten und Duschkabinen als Trend, morgen Boxspringbetten und bodennahe Duschen.Hersteller stellen fest, dass deren Design bei ebay.de als Kopie zu günstigen Preisen angeboten wird. Küchenhersteller, Möbelhäuser oder Teppichhersteller erkennen, diese Möbelkonzepte haben sich überlebt. Handwerker bekommen seltener den Auftrag, teilweise komplexe Möbel aufzubauen, weil Anleitungen mehrfach online frei verfügbar sind, als Text, Bild oder gar Video. Geht beim Zusammenbau etwas schief, wird der Hersteller beschimpft. Das Marketing in der Branche ist konfus, durch ständige Veränderungen sehr umfangreich und kostenintensiv, oder wie ein gestandener Marketingspezialist sagte: ich müsste nach Jahren im Marketing auf einmal Informatik studieren, um mitzuhalten.KPMG konnte 2018 in der  Studie „Auf Zukunft eingerichtet“ einige interessante Zahlen vorstellen. Um Anregungen im Bereich Home & Interior zu erhalten, durchforsten 73 Prozent der Studienteilnehmer Online-Shops von Möbelhändlern, und 32 Prozent stöbern in sozialen Netzwerken. 30 Prozent empfinden die gezielte Suche nach einem Produkt aus dem Bereich Home & Interior online wie offline als frustrierend. Jeder dritte Studienteilnehmer erwartet deshalb im Möbelhandel einen Online-Verfügbarkeitscheck für stationäre Geschäfte. Drei von vier Konsumenten (76 Prozent) würden einen Online-Shop mit stationärem Showroom einer ausschließlichen Internetpräsenz vorziehen. 39 Prozent der Studienteilnehmer geben an, vorab bei Google oder Amazon (35 Prozent) recherchiert zu haben. Beachtliche 37 Prozent der Befragten haben sich bei dem Händler, bei dem sie letztlich vor Ort gekauft haben, vorab online informiert.Was sind SEO, Keywords, Bench Marks, Impressions, CPC; warum ist der Text als doppelter Content ausgewiesen, wie soll ich einen Katalog erstellen, warum erscheinen wir nicht bei der Suchmaschine, wenn wir das Wort Schlazimmerschrank eintippen?

Zum einen möchte der Suchmaschinenriese Google nicht beeinflusst werden. Um einen Einfluss auszuüben, kann man diesen Einfluss kaufen: man bucht Werbung pro Klick direkt bei der Suchmaschine in Google Ads. Allerdings handeln so viele Anbieter und diese werden auch gesehen, vorausgesetzt sie zahlen mindestens 4stellige Summen – monatlich. Tatsache ist, dass Möbel Kunden online unterwegs sind. Mehr als die Hälfte wird statistisch gesehen die Wohnidee oder Wohninspiration direkt suchen.

Umsatzveränderungen Möbel Markt 2011 bis 2023

Quelle: statista.de

Jeder 4te Kunde kauft Online, nachdem die Informationslust ausgeschöpft wurde. Die Online Kunden der Möbelbranche sind zu hohem Prozentanteil kaufkräftig mit einem Einkommen von über 3.000 Euro und der Online-Möbelkauf ist für Kunden sehr attraktiv, da weniger Aufwand, bequem von Zuhause auswählen, rund um die Uhr verfügbar, besserer Überblick über das Angebot und kostenfreie Lieferung mit geringem Einsatz geklärt ist. Der E-Commerce-Anteil am Markt nimmt stetig zu.Es gibt arbeitsrechtliche Gesetze, Öffnungszeiten, Lagerkosten, um nur einige Grundsätze der aktuellen Ausbremsung zu nennen. Einige Händler bieten das sogenannte Private Shopping an. Den Kunden kommt man entgegen, von montags bis samstags rund um die Uhr. Jeder Wunschtermin mit einem Fachberater geht in Erfüllung: Einfach anrufen, Berater bestellen und schon kann der Kunde auch nach Feierabend noch einmal vorbeikommen. Das Beispiel zeigt, dass die Herausforderung des digitalen Wandels angenommen wurde und auf den Kunden zugegangen wird. Bleibt abzuwarten, ob solche Konzepte überlebensfähig sind und den Kunden aktuelle Design-, Material- und gesellschaftliche Trends für die Einrichtungsbranche genauso liefern kann, wie das Netz.

Was können Möbelhändler und Marktplätze tun? Eigene Produktdaten mit Onedot verbessern, um optimiertes Time-to-Market zu erreichen. Genaue Stammdaten und eine verkürzte Produkt-Roadmap stabilisieren die Marktpräsenz, erhöhen die Auffindbarkeit im Internet und führen schlussendlich zu mehr Umsatz.