Leadership bei Disruption im Handel: Unternehmertum ist gefragt

“Was bedeutet Leadership bei disruptivem Wandel?” war ein Kernthema des 8. St. Galler Handelstages. Im Folgenden gerne einige Inputs wie Führungskräfte von Migros, Karstadt, IKEA, A.T.U und VIU das Thema sehen.

Die Digitalisierung stellt keine lineare Entwicklung dar, die aktuelle Änderung ist sehr schwer zu kontrollieren. Klassische Führungsmodelle des Industriezeitalters, greifen nicht mehr. Neu Begriffe stellen sich vor: Führung 4.0 oder Digital Leadership, von der einen oder anderen Sichtweise vertreten, mit einem gemeinsamen Fakt: es ist mehr als nur eine kleine Anpassung in der Führung, die Teams sollen digital geführt werden.

Deshalb müssen wir die Frage der Qualifikation von Mitarbeitern und Führungskräften, insbesondere im Personalbereich, überdenken: Wie schaffen wir eine Denkweise, eine zukunftsfähige Denkweise? Ist dies das Disruptive Thinking?

Sarah Kreienbühl, Mitglied der Migros-Generaldirektion definiert Leadership bei disruptivem Wandel als “Neue Opportunitäten in einer sich ändernde Umwelt zu erkennen und aktiv zu gestalten in Umwelt, Strategie, Organisation und Menschen”. Dies impliziert, dass Mitarbeiter zu Mitunternehmern werden, Veränderung positiv im Unternehmen verankert wird und innovative Projekte zügig umgesetzt werden können.

Marco Werner als Chief Digital Officer von Karstadt sieht eine durchgängig hohe Offenheit für die Digitalisierung sowie eine mitarbeiternahe Kommunikation als Erfolgsfaktoren, um Disruption selber aktiv voranzutreiben. Dazu baut Karstadt aktuell einen vernetzten Marktplatz mit geplant mehr als 1 Million zielgruppenrelevanten Produkten online in u.a. Haushalt, Fashion und Consumer Electronics.

Simona Scarpaleggia, CEO von IKEA Schweiz betont die Relevanz, Veränderungen proaktiv anzugehen statt sich reaktiv zu verhalten oder wichtige Entwicklungen sogar gänzlich zu ignorieren. Dazu müssen Mitarbeiter Zugang zu relevanten Tools und Informationen haben, um Veränderungen in einer sicheren Umgebung mit einer gewissen Fehlertoleranz proaktiv voranzutreiben.

Jörn Werner, Vorsitzender des Aufsichtsrates von A.T.U. hat als ehemaliger CEO von A.T.U, Conrad und Berner Group die Digitalisierung des Handels in den letzten 15 Jahren mehrfach aktiv gestaltet und ist überzeugt, dass das Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden immer im Zentrum stehen muss. Das Ziel eines Unternehmens sollte sein, dass Mitarbeiter “Startups im Unternehmen” gründen und entwickeln können, ohne das Unternehmen zu verlassen. Dies bedingt dezentrale Entscheidungsprozesse, bei denen Mitarbeiter Verantwortung für die Entscheidungen vor Ort übernehmen können und sollen.

Kilian Wagner, Gründer und CEO von VIU sieht die Bewältigung der Herausforderung “Unternehmertum vs. Struktur” als zentral, um innovativ zu bleiben, aber gelerntes durchgängig zu implementieren, nachdem VIU innert weniger Jahre vom Gründerteam auf mittlerweile 220 Mitarbeiter gewachsen ist. “Leadership bei disruptivem Wandel” würde ich nach diesem spannenden Anlass mal so zusammenfassen: Eine Organisation zu schaffen und zu führen, in der Mitarbeiter als veränderungsbereite, innovative und eigenverantwortliche “Unternehmer im Unternehmen” gefordert und gefördert werden, um die rasante Disruption des Handels proaktiv mitzugestalten.